Nicht dass es noch eines Beweises bedurft hätte, dass der Fußball von den Investoren gemeuchelt wird. In der englischen Premier League erwägen die Teambesitzer um Malcolm Glazer, Roman Abramowitsch und Scheich Mansour scheinbar die Abschaffung des Abstiegs. Da kann man nur sagen: Kauft euch ein Basketballteam, ihr gelangweilten Geldsäcke!
„Es gibt eine Anzahl von Klubs, die bereits davon reden, Auf- und Abstieg in der Premier League abzuschaffen“. So wird Richard Bevan, der Generalsekretär der League Managers Association von der Nachrichtenagentur Associated Press zitiert. Nun könnte man sagen, dass davon reden noch lange nicht heißt, dass man diese Regelung auch durchsetzt. Doch dummerweise ist es so, dass die Vereinseigner Änderungen am Ligasystem mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit durchsetzen können. Bei 20 Vereinen in der Premier League bräuchte man also 14 Stimmen. Aktuell sind 10 Erstligisten in ausländischem Besitz. Kommen noch vier weitere hinzu, könnte der fatale Plan in die Tat umgesetzt werden.
Und was sollte dieses Vorhaben verhindern? Gerade Investoren aus den USA finden das System ohne Abstieg, wie es in der NBA, der NHL oder der NFL vorherrscht, sowieso attraktiver. Wenn es keinen Abstieg mehr gibt, sind vor allem die kleineren Vereine alle sportlichen Sorgen los – das Unwort der Planungssicherheit macht mal wieder die Runde. Und den Großen der Liga ist es ohnehin egal, gegen wen sie ihre Punkte einfahren. Ob das gegen Stoke, Norwich oder Swansea passiert, kratzt einen Malcolm Glazer ebenso wenig wie einen Scheich Mansour.
Entfiele der Abstieg, würde man dem Fußball jedoch seine Seele rauben. Das Leistungsprinzip wäre abgeschafft. Aktuelle Zweitligisten, wie beispielsweise die Traditionsvereine West Ham oder Leeds United, würden nur noch um die Goldene Ananas spielen. Und die erste Liga würde noch uninteressanter. Wer ginge denn dann noch zum Spiel Blackburn Rovers gegen West Bromwich Albion? Bislang geht es in solchen Spielen noch um die Existenz – und der Abstiegskampf hat auf viele Fans einen ähnlich großen Reiz wie der Kampf um die Meisterschaft.
Mein Vorschlag daher an die Investoren: Wenn ihr das wirklich durchziehen wollt, dann treibt es bitte schön ganz auf die Spitze und macht es genau so wie die Amerikaner im Basketball. Dann gibt es keine Vereine mehr, sondern nur noch Franchises. Führt bitte auch Play-offs unter den besten 16 Teams der Regular Season ein.
Das könnte dann in etwa so aussehen: Manchester United heißt dann künftig Manchester Thunder und misst sich in der ersten Final-Serie des englischen Fußballs mit den Mad Dogs aus Liverpool. Der Thunder behält in der best of five-Serie klar mit 3:1 Siegen die Oberhand. Zwei Tage nach dem Titelgewinn, der von 153 begeisterten Fans in den Straßen von Manchester gefeiert wird, gibt Teambesitzer Malcolm Glazer bekannt, dass man des schöneren Wetters und der steuerlichen Vorteile wegen ab der kommenden Saison auf der Kanalinsel Guernsey spielen werde. Das geht voll in Ordnung. Das dortige Stadion fasst zwar nur 1.000 Zuschauer, doch weil sich keiner mehr für den englischen Fußball interessiert, passt das eh viel besser ins Konzept als das riesige Old Trafford, das man im Verlauf der Saison in Thunder Superdome umbenannt hat…
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2 Pings
Henning F. Strenge sagt:
18. Oktober 2011 von 18:31 (UTC 2)
Es ist doch schön wie sich die schärfsten Gegner der Bundesliga zerfleischen.
Zukünftige 5-Jahreswertung
1. Deutschland 72
2. Italien 70
3. Russland 59
4. Frankreich 58
5. Spanien 55
6. Ukraine 53
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16. England 23
Hans Aussteller sagt:
19. Oktober 2011 von 21:45 (UTC 2)
Und wie würde – nein müsste! – die UEFA regieren?Alle an den
Wettebewerben teilnehmenden Länder haben eine Auf- und
Abstiegsregelung.- Sollte ein Land diese Regelung abschaffen, müsste es
aus Gründen des Verstoßres gegen die Wettbewerbsgleichheit
automatisch aus der UEFA ausscheiden – und was dann?? Hier könnte
nämlich EU – Recht greifen – bitter dann für die Engländer…