Die UEFA hat das Teilnehmerfeld für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich von 16 auf 24 Mannschaften aufgestockt. Ziel war es, mehr kleinere Nationen bei der Endrunde mitspielen zu lassen. Die Kleinen haben dieses „Geschenk“ aber scheinbar gar nicht benötigt. Bei Halbzeit der Quali zeigen unter anderem die Slowakei, Island oder Wales den Arrivierten eine lange Nase.
Schafft Bale mit Wales, was Giggs verwehrt blieb?
Der große Ryan Giggs hat mit Wales nie an einer Welt- oder Europameisterschaft teilgenommen. Für die neue walisische Generation um Gareth Bale, diesen stets perfekt frisierten 91-Millionen-Mann von Real Madrid, scheint die Teilnahme an der EM 2016 in Frankreich dagegen absolut möglich. Wales setzte sich zuletzt in Israel auch in der Höhe beeindruckend mit 3:0 (1:0) durch und übernahm mit elf Punkten die Tabellenführung in Gruppe B – vor Israel und WM-Viertelfinalist Belgien. Die Qualifikation wäre ein starkes Stück, denn der größte Erfolg des Landes war die Teilnahme an der WM 1958 in Schweden.
Slowakei in der Spanien-Gruppe noch ohne Punktverluste
Noch viel näher am „ersten Mal“ bei einer EM-Endrunde ist die Slowakei. Fünf Siege aus fünf Spielen sind ansonsten nur von den Engländern erzielt worden. Und die Slowaken mit dem Berliner Bundesliga-Profi Peter Pekarik haben nicht gegen irgendwen ihre Punkte geholt: Im Oktober schlug das Team den amtierenden Europameister Spanien 2:1. Die Iberer mögen zwar vielleicht noch an den Osteuropäern vorbeiziehen, doch deren Vorsprung auf die drittplatzierte Ukraine beträgt bereits satte sechs Punkte – und selbst dieser Platz würde mindestens noch zur Teilnahme an den Play-offs berechtigen.
Österreich hofft auf neue Ära
Stark präsentiert sich weiterhin auch Österreich, das es sportlich noch nie zu einer EM-Endrunde schaffte. Nach dem standesgemäßen 5:0-Erfolg in Liechtenstein führt der Co-Gastgeber der Euro 2008 die Gruppe G mit 13 Punkten vor Schweden (9) mit Superstar Zlatan Ibrahimovic an. Der Weg nach Frankreich scheint geebnet.
Island will’s endlich packen
Auf dem Weg zur WM 2014 sind die Isländer noch hauchdünn in den Play-offs an Kroatien gescheitert. Dieses Mal sollte es für die Insel der „-ssons“ aber klappen: Ein zweiter Platz in Gruppe A mit einem Punkt Rückstand auf Tschechien zwar, aber satten fünf Zählern Vorsprung auf die Niederlande und sieben auf die Türkei dürfen Mut machen.
Nordirland so gut wie seit 30 Jahren nicht mehr
In Nordirland darf auch der zweite „Zwerg“ von den britischen Inseln auf ein EM-Ticket hoffen. Die Elf der Namenlosen, von denen das Gros in Englands zweiter Liga kickt, ist Zweiter in Gruppe E hinter Rumänien und hat schon acht (!) Punkte Vorsprung auf Position vier, die das Aus bedeuten würde. Zuletzt war Nordirland 1986 bei einer WM dabei, zu einer EM-Endrunde durfte der kleinste britische Verband noch nie fahren.
Es läuft nicht: Griechen und Türken so gut wie raus
Wenn Kleine auftrumpfen, haben im Umkehrschluss Nationen mit einem großen Namen gepatzt. Das ist keinem so gut „gelungen“ wie den Griechen. Der Europameister von 2004 ist nach fünf Spielen in der Nordirland-Gruppe noch sieglos und mit nur zwei Punkten so gut wie ausgeschieden. Auch die Türken und die Niederländer müssen in der Island-Gruppe massiv um ihr EM-Ticket bangen. Selbst Weltmeister Deutschland ist trotz zwei Siegen in Folge in seiner Gruppe keineswegs auf der sicheren Seite, ebenso wenig wie die seit der WM strauchelnden Spanier.
Souverän von den Nationen mit „großem Namen“ ist allein England, das sich auch dank des Angreifers mit dem stürmischen Namen Harry Kane über frischen Wind freuen darf (Schande über mein Haupt für diesen Gerhard-Delling-Satz…). Im vergangenen Sommer noch einer der großen WM-Verlierer, ist das Mutterland des Fußballs momentan obenauf. Irgendwie passt das zu dieser verrückten Qualifikation.
Das virtuelle Starterfeld bei der EM 2016 (Stand 30.3.15):
Gastgeber: Frankreich
Gruppenerste (direkt qualifiziert):
Tschechien, Wales, Slowakei, Polen, England, Rumänien, Österreich, Kroatien, Portugal
Gruppenzweite (direkt qualifiziert):
Island, Israel, Spanien, Deutschland, Nordirland, Slowenien, Schweden, Italien, Dänemark
Bester Gruppendritter (direkt qualifiziert):
Schottland
Weitere Gruppendritte (in den Play-offs):
Niederlande, Belgien, Ukraine, Schweiz, Ungarn, Russland, Norwegen, Albanien
Noch kein Kommentar
6 Pings
Astrid H sagt:
31. März 2015 von 19:07 (UTC 2)
Sehr schöner Bericht, aber leider mit einem Fehler, so gerne wir es auch alle sehen würden Deutschland ist nicht auf dem 2. Tabellenplatz, sondern Schottland. Laut aktuellem Stand haben sie das bessere Torverhältnis, bei gleichem Punktestand. Aber wer würde das nicht gerne anders herum sehen (außer er ist Fan der Schottischen Mannschaft).
Astrid H sagt:
31. März 2015 von 19:09 (UTC 2)
Ach und bei der Schweiz und Slowenien das selbe. Schweiz ist zweiter (9Pkt., Diff:8) Slowenien dritter (9Pkt., Diff:6).
Heibel sagt:
1. April 2015 von 10:35 (UTC 2)
Hallo Astrid,
grundsätzlich hast du mit deinem Einwand recht.
Allerdings gilt bei laut UEFA-Reglement bei Punktgleichheit der direkte Vergleich, deswegen die abweichende Reihenfolge gegenüber kicker.de und anderen.
Logisch, dass es auch noch ein Rückspiel gibt und z.B. Schottland den direkten Vergleich gegen Deutschland auch noch gewinnen kann, aber weil dieser Beitrag eben eine Spielerei mit dem „virtuell“ aktuellen Starterfeld ist, habe ich mich für diese Lösung entschieden.
Astrid H sagt:
1. April 2015 von 15:34 (UTC 2)
Ah okay vielen Dank. Ja bin nach Sport Angaben gegangen und habe mich gewundert, zumal auch alle Offiziellen des DFB Teams immer vom 3. platz sprachen. Ja ich denke in der Rückrunde wird sich durchaus noch einiges verändern und vielleicht auch noch der ein oder andere kleinere Staat kämpfen muss um am Ende tatsächlich weiter zu kommen.
#Link11: Doppel-T | Fokus Fussball sagt:
31. März 2015 von 11:20 (UTC 2)
[…] die gestrige #Link11 verpasst hat, holen wir das Thema EM-Qualifikation noch einmal hervor. Aktives Abseits hat nämlich eine tolle Übersicht zur Frage erstellt, welche kleinen und großen Nationen sich […]
#Link11: Gewalt gegen Maskottchen | Fokus Fussball sagt:
1. April 2015 von 12:30 (UTC 2)
[…] geklickter Link gestern »Achtung, die Kleinen kommen” – Aktives Abseits über den Erfolg kleinerer Fußballverbände in der […]